Zwanzig Jahre ist es her, als eine kleine unscheinbare rosa Website das Licht der Welt erblickte. Was als Semesterferienprojekt begann, wurde schnell für viele der frühen Wandler im “Neuland WWW” eine zweite Heimat. Seitdem hat sich viel getan. Ein Rückblick auf zwei Jahrzehnte unlöschbaren Internetverlaufs made in Germany.
Damals, als die Computer noch aus Holz waren und man mit AOL-CDs und zirpendem Modem online ging, gesellte sich zu den drei, vier Internetadressen, die jeder Deutsche auswendig wusste – GMX, Web.de, T-Online, Fireball – noch eine weitere: Knuddels.de. Die Sterne standen günstig – Netflix verschickte seine Filme noch auf DVD (und nur in den USA), und Youtube, Facebook und auch WhatsApp schwammen noch in Abrahams Wurstsuppe. Das WWW war der “Wilde, Wilde Westen” des ausgehenden Jahrtausends, ein unentdecktes Land für eine Handvoll Unerschrockener, voller Möglichkeiten, Goldgräberstimmung und bunt blinkender Seiten mit skurril-liebenswerter Persönlichkeit.
Während Lou Bega in Winamp den Mambo No. 5 tanzte, deutschen Fernsehzuschauern erstmalig der Genuss von Takeshi’s Castle zuteil wurde und Angela Merkel noch als Generalsekretärin der CDU ihre Brötchen verdiente, entstand im September 1999 in einem Karlsruher Wohnheimzimmer die erste Version des Chats. Knuddels wuchs schnell, und zu dem brummeligen Butler James – Majordomus und unermüdlicher virtueller Gesprächspartner der ersten Stunde – gesellten sich bald viele neue, oft innovative Funktionen: Demokratische Wahlen, welche die Community befähigten, selbst für Ordnung ‘im eigenen Haus’ zu sorgen; knuddelige Smileys (zuerst statisch, dann auch animiert), um seinen Emotionen auch über die Chatmakros hinaus Ausdruck zu verleihen; die Möglichkeit, sich mit den MyChannels sein ganz eigenes, privates Chatgemach anzulegen; hausierende Chatbots, die auf marktschreierisch-subtile Weise versuchten, die Anwesenden vom Besuch neuer Kinofilme zu überzeugen; ein ausgeklügeltes Notrufsystem, um das knuddelige Parlieren noch trollsicherer zu machen…. Vieles davon war schon vor 10 Jahren im damaligen “Jubiläumsmagazin” nachzulesen. Und seitdem?
Es hat “Zoom” gemacht, wie Klaus Lage einst sang: Unser Team von anfangs 3 Gründern, ursprünglich in einem beschaulichen Bürotürmchen im verträumten Ettlingen beheimatet, ist auf mittlerweile rund 40 Personen angewachsen und verfolgt unsere erklärte Mission, Menschen zusammenzubringen, nach zwei Umzügen nun in einem urbanen Office Space mitten im Herzen Karlsruhes. Ein großes, diverses Team liefert mit mehr kreativen Köpfen nicht nur mehr interessante Ideen, sondern ermöglicht es vor allem, noch mehr von diesen Ideen auch umzusetzen. So gibt es seit 2010 Knuddels auch auf dem Smartphone, um in der Bahn, im Bett oder bei einer längeren Sitzung nicht unter Entzugserscheinungen leiden zu müssen. Doch damit nicht genug. Nach dem sich orakelhaft angekündigten, zähen Todeskampf des Java-Browser-Plugins, dem einstigen Sonnenstrahl am Firmament der Web-Technologien, kam mit der Standalone App ein browserunabhängiger Client auf die Straße, mit dem altbekannten Funktionen weiterhin in vollem Umfang nutzbar sind. Viele dieser Funktionen wurden umgekrempelt, neue kamen hinzu, und heute erscheint beispielsweise das Profil inzwischen längst nicht mehr auf dem wolkigen Blau, das Urgesteine noch als den Standard-Hintergrund vieler frühen Dialoge kennen. Es entstand mit FotoMeet ein eigenes Matching-Angebot; in der Knuddels-Weltreise kann man, ganz ohne nerviges Prozedere wie Check-In und Sicherheitskontrolle, von Memphis nach Timbuktu und von Timbuktu nach Memphis reisen; und mit den Quests lernen selbst bewanderte Mitglieder noch das eine oder andere über Knuddels, das sie schon immer wissen wollten, sich aber nie zu fragen trauten.
Im Laufe der Jahre entwickelte sich die Knuddels aber nicht nur äußerlich weiter – abzulesen nicht zuletzt am gestalterischen Wandel der Startseite, zwischenzeitlich semi-offiziell Knuddels 2.0 getauft – sondern auch hinter den Kulissen. Weniger Regeln, um die Arbeit für Admins und Channelmoderatoren zu vereinfachen, das Community Management wurde personell erweitert, hinzu kam Social Media und viele zeitgemäße Technologien im Bereich Entwicklung. Trotz moderner Technik passieren manchmal Pannen. Knuddels wurde nach fast zwei Jahrzehnten ohne Zwischenfälle 2018 aber nicht nur unfreiwilliger Vorreiter als erster prominenter Geschädigter eines Datendiebstahls direkt nach Inkrafttreten der DSGVO, sondern dank beherztem Handeln des gesamten Teams zugleich auch Vorbild in der darauffolgenden Zusammenarbeit mit den Behörden und der erheblichen Verbesserung der IT-Sicherheit.
Doch nicht nur die verbesserte Sicherheit ist ein wichtiges Thema, auch die sogenannte “User Experience” soll, bei Bewahrung all dessen, was Knuddels beliebt macht bei seinen Mitgliedern, up to date bleiben. Schon seit einer Weile arbeitet daher ein engagiertes Team fleißig daran, unsere Vision vom modernen Knuddels 3.0 in die Tat umzusetzen. Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden...