Tja,... lang, lang ist es her, als ich vom CM (2004-2005), zum Admin (2005-2015) und letztendlich zum Vertrauensadmin (2007-2015) gewählt wurde.
Da muss ich doch ein wenig tiefer in meinen Erinnerungen graben, man ist ja auch nicht mehr der Jüngste.
Aber ich weiß noch sehr gut, wie nervös ich war, als ich das erste Mal als Admin online ging. Als VA war ich dann aber noch deutlich nervöser, was daran lag, dass man noch kritischer betrachtet wurde und aufgrund nur 8 Vertrauensadmins (VA) mehr im Fokus stand.
Meiner Meinung nach ist der große Unterschied zwischen Admin und VA, dass man „eigentlich“ keinen mehr fragen kann und niemand einem die Entscheidungen „abnimmt“. Natürlich hatte man die Unterstützung der anderen VAs oder auch von Innerlichboese und Kolloid, aber die konnte man ja nicht ständig in Anspruch nehmen. Man musste also, mehr als sonst, für seine Entscheidungen gerade stehen. Denn Beschwerden über einen Nutzer oder CM zu erhalten, war dann doch etwas anderes, als Beschwerden über einen Adminkollegen zu bearbeiten oder ggf. dessen Fälle nochmal nach zu prüfen. Die Anfragen waren meist deutlich komplizierter, man musste länger recherchieren und Beweise lagen, sofern vorhanden, meistens nur als Screenshots vor.
Und es gab viele Beschwerden - ich kann mich daran erinnern, dass zu Spitzenzeiten um die 70.000 Chatter gleichzeitig online waren und es somit enorm viele Anfragen gab. Damals gab es eine eigene Webseite für Beschwerden, auf der sich die Nutzer einloggen konnten, um sich über Fälle und Admins zu beschweren. Sie wurde von den gesperrten Nutzern auch eifrig (und nicht immer sinnvoll) genutzt - leider so viel, dass man irgendwann mit der Bearbeitung nicht mehr hinterher kam. Wir waren am Ende bei mehreren tausend offenen Fällen, was nicht zu schaffen war, wenn man parallel noch online sein wollte, wo weitere Fälle rein kamen. Mein Postfach war regelmäßig mit 60-70 Nachrichten voll und das nach gerade mal ein paar Stunden, in denen ich offline war. Also Stress pur, aber man hat sich durchgekämpft. Der Login auf der Beschwerdeseite wurde irgendwann deaktiviert und wir arbeiteten die restlichen Fälle noch ab.
Generell musste man sich als VA bewusst sein, dass dies nicht mal eben nebenbei zu absolvieren war, da ging viel Freizeit bei drauf. Damals habe ich mir eine extra Handynummer für die Admins angeschafft, um in absoluten Notfällen für sie erreichbar zu sein. In sehr seltenen Fällen wurde das auch genutzt, da gab es mal mitten in der Nacht einen Anruf der Polizei. Ein Admin hatte meine Nummer weitergegeben, weil im Chat ein Amoklauf angekündigt wurde. Im Nachhinein hab ich erfahren, dass man bei dem Verdächtigen tatsächlich Waffen im Keller gefunden hat. Damals hat man gemerkt, wie wenig Ahnung die Polizei vom Internet hatte. Mit den Informationen, die ich dem Beamten geben konnte, konnte er nichts anfangen… Internet, das unbekannte Neuland? Ich gehe aber davon aus, dass sich das in den letzten Jahren deutlich verbessert hat.
Die Frage, die sich stellt, ist, warum ich das damals gemacht habe - mich dem Stress, den Beleidigungen und auch Drohungen ausgesetzt. Es kam nicht selten vor, dass Admins und VAs körperliche Gewalt angedroht wurde. Auch wenn mir kein Fall bekannt ist, in denen es wirklich zu Übergriffen kam, zeigte sich schon damals, wie sich Menschen in der vermeintlichen Anonymität des Internet daneben benommen haben. Heutzutage nennt man es Hasskommentare, Hatespeech oder „einfach“ Mobbing.
Aber letztendlich hat es mir trotz allem viel Spaß gemacht, anderen zu helfen, den Chat zu unterstützen und knifflige Aufgaben zu lösen… Auch die Diskussionen mit Nutzern und Admins haben mich geprägt, hier immer wieder ruhig zu argumentieren, nicht blind auf Aussagen zu vertrauen und zu lernen, dass Wahrnehmungen sehr unterschiedlich sein können. Doch irgendwann wurde es für mich einfach zu viel. Durch meinen Fulltimejob, der mich immer mehr gefordert hat und extrem viel Stress und Verantwortung mit sich brachte, war so ein Amt nicht mehr zu stemmen.
Die Zeit als Admin und VA war spannend, schön und manchmal auch sehr frustrierend.
Wie sagt man doch so schön, ich ging mit einem lachenden und einem weinenden Auge aus dem Amt. Wie sich das Ganze heutzutage anfühlt, kann ich natürlich nicht sagen, mein Ratschlag an jeden, der so ein Amt ausführen möchte: schaff dir ein dickes Fell an, erschlage sie mit Freundlichkeit und lasse dich niemals provozieren.
Albion (Lars)
Knuddels-Mitglied und Vertrauensadmin a.D.